In der Praxis stellt sich für viele CED-Betroffene die Frage: Wie fühlt sich ein Reha-Aufenthalt wirklich an? Genau dieser Perspektive möchten wir in diesem Beitrag Raum geben. Carsten mit der Diagnose Colitis ulcerosa berichtet im Folgenden von seinen persönlichen Erfahrungen während einer Reha.

Reha bei CED – Erfahrungsbericht von Andrea

Eine Rehabilitationsmaßnahme bietet die Möglichkeit, den eigenen Gesundheitszustand ganzheitlich zu betrachten, Abstand vom Alltag zu gewinnen und neue Energie zu tanken. Das Ziel ist es, die Lebensqualität langfristig zu verbessern und neue Wege im Umgang mit der Erkrankung zu finden. Für Menschen mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa können diesbezüglich Angebote wie Ernährungsberatung, Bewegungstherapie oder psychologische Unterstützung besonders wichtig sein.

Doch wie läuft eine Reha in der Praxis tatsächlich ab und wie fühlt es sich an, für mehrere Wochen den Alltag hinter sich zu lassen? Genau diese Perspektive möchten wir in diesem Beitrag beleuchten. Andrea mit der Diagnose Colitis ulcerosa erzählt im Folgenden von ihren persönlichen Eindrücken während ihres Reha-Aufenthalts. In ihrem Erfahrungsbericht berichtet sie, wie sie den Aufenthalt erlebt hat, welche Erwartungen sich erfüllt haben und welche Erkenntnisse sie über sich selbst und den Umgang mit ihrer Erkrankung mitnehmen konnte.

Reha bei CED

Erfahrungsbericht von Carsten (54) mit der Diagnose Colitis ulcerosa

Frage 1: Wann wurde bei dir CED diagnostiziert?

Ich habe meine Diagnose 2021 erhalten.

Frage 2: Wie hat sich die Erkrankung auf dein Leben und deinen Alltag ausgewirkt?

Zunächst hatte ich nur milde Symptome, seit mehreren Jahren ist die Colitis allerdings quasi dauerhaft aktiv. Ich habe auch schon verschiedene Biologika zur Behandlung erhalten. Ein normaler Arbeitsalltag ist derzeit nicht möglich.

Frage 3: Was hat dich dazu bewegt, eine Reha zu beantragen?

Mir wurde eine Reha empfohlen, um wieder fit zu werden und den Schritt zurück ins Leben zu schaffen.

Frage 4: Wie lief das Prozedere organisatorisch ab?

Für den Antrag musste ich einige Dokumente ausfüllen beziehungsweise von einem Arzt ausfüllen lassen. Zwischen Antragstellung und Bewilligung sind dann ungefähr drei Wochen vergangen. Der Beginn meiner Reha war zweieinhalb Monate nach Antragstellung. Es ging also alles super schnell. Die Kosten hat bei mir die Deutsche Rentenversicherung getragen.

Frage 5: Hattest du vorher bestimmte Erwartungen, Hoffnungen, vielleicht aber auch Sorgen?

Ich hatte mir eine Verbesserung meiner gesundheitlichen Situation erhofft. Genauso habe ich gehofft, andere Betroffene kennenzulernen. Sorgen habe ich mir wegen der Ernährung und meinen Unverträglichkeiten gemacht. Auch habe ich eine körperliche Überforderung und dadurch eine Verschlechterung meiner gesundheitlichen Gesamtsituation befürchtet.

Frage 6: Wie war dein erster Eindruck von der Reha-Einrichtung?

Die Einrichtung hat mir richtig gut gefallen. Zuerst war ich kurz vom typischen “Krankenhaus-Geruch” irritiert, dieses verunsichernde Gefühl hat sich aber zum Glück schnell gelegt und ich habe mich direkt wohl gefühlt.

Frage 7: Wie sah ein typischer Tag in der Reha aus?

7:30 Uhr: Frühstück

1-3 Therapien/Anwendungen

12:00 Uhr: Mittagessen

1-3 Therapien/Anwendungen

17:00 Uhr: Abendessen

Danach stand die restliche Zeit zur freien Verfügung. Am Wochenende war am Samstag maximal eine Anwendung. Am Sonntag war dann frei und man durfte das Klinikgelände für Tagesausflüge verlassen.

Frage 8: Welche Art von Therapie hast du erhalten?

Die Reha Klinik, in der ich war, hat sich unter anderem auf die Behandlung von CED spezialisiert. Es gab z. B. psychologische Gesprächsgruppen zum Thema CED und in der Lehrküche waren auch wir CED-Patienten:innen zusammen. Insgesamt gab es ein vielfältiges Therapieangebot. Bezüglich der Bewegungstherapie/Sport gab es zum Beispiel Gerätetraining, Wasser-Gymnastik, Ausdauer und Gymnastik. Psychologische Unterstützung konnte man einzeln oder in der Gruppe erhalten. Ansonsten gab es noch physikalische Therapien, wie zum Beispiel Wärmebehandlungen und Massagen. Darüber hinaus gab es auch Ernährungsberatungen, Arztgespräche, wie die Visite und sozialmedizinische Gespräche und Unterstützung durch den Sozialdienst. Diese haben mir unter anderem bei Fragen wie: “Wie geht es nach der Reha weiter?” – sehr geholfen. Und dann gab es natürlich noch Fachvorträge über CED, Ernährung, Sport und vieles mehr.

Frage 9: Wie lange warst du auf Reha? War es stationär oder ambulant?

Ich war 4 Wochen in einer stationären Reha. Zunächst wurden nur 3 Wochen bewilligt, ich habe dann aber wegen medizinischer Notwendigkeit noch eine Woche Verlängerung bekommen und das war gut so.

Frage 10: Gab es Momente, die dir besonders positiv oder negativ im Kopf geblieben sind?

Positiv war, dass ich Menschen wie mich kennenlernen durfte und teilweise das Gefühl hatte, in einem Paralleluniversum zu leben. Negativ waren nur einzelne Erlebnisse und ein paar gesundheitliche Probleme.

Frage 11: Wie hast du den Austausch mit anderen Betroffenen erlebt?

Der Austausch mit anderen CED-Betroffenen war für mich das Wertvollste, das ich mitnehmen konnte. Es war das erste Mal, dass ich so viele andere Patienten mit einer CED gesehen habe und ich habe gesehen, dass ich nicht alleine mit den Problemen bin. Jeder hat zwar seine eigenen individuellen Probleme, aber insgesamt verbindet uns etwas.

Frage 12: Was war für dich das wichtigste Learning aus der Reha?

Bisher konnte ich keine Routinen aus der Reha umsetzen, weil ein neuer Schub kam und meine Planungen (mal wieder) zerstört wurden.

Frage 13: Wie fühlst du dich heute im Vergleich zu vor der Reha?

Ich fühle mich weniger alleine und selbstbewusster.

Frage 14: Gibt es etwas, das du gerne vor der Reha gewusst hättest?

Eine Reha kann die Weichen stellen und das komplette Leben umkrempeln, darauf war ich nicht vorbereitet. Das hätte ich im Voraus aber auch nicht wissen wollen.

Frage 15: Welchen Rat würdest du anderen CED-Betroffenen geben, die eine Reha in Erwägung ziehen?

Wenn man es selbst möchte und sich vorstellen kann, über drei bis vier Wochen woanders zu leben, dann ist eine Reha auf jeden Fall zu empfehlen. Emotional und körperlich kann es allerdings eine Herausforderung werden, vor allem weil man sich täglich mit dem Thema CED und den eigenen körperlichen Grenzen befassen muss. Insgesamt ist es aber eine sehr schöne Erfahrung und man lernt viele andere Gleichgesinnte kennen.

Frage 16: Wann würdest du eine Reha empfehlen?

Das sollte auf jeden Fall ein Arzt mitentscheiden. “Klassische” Zeitpunkte sind z. B. nach schweren Schüben oder Operationen, um wieder Kraft zu tanken.

Fazit

Der Erfahrungsbericht von Andrea zeigt eindrücklich, wie wertvoll eine Rehabilitationsmaßnahme für Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn sein kann. Eine Reha bietet nicht nur medizinische und therapeutische Unterstützung, sondern auch Raum für persönliche Reflexion, Austausch und neue Perspektiven. Auch wenn der Aufenthalt körperlich und emotional fordernd sein kann, eröffnet er die Möglichkeit, Kraft zu schöpfen, neue Bewältigungsstrategien zu entwickeln und wichtige Impulse für den weiteren Lebensweg mitzunehmen. Besonders der Kontakt zu anderen Betroffenen kann dabei ein Gefühl von Verständnis und Zusammenhalt vermitteln, das im Alltag oft fehlt. Andreas Erfahrung verdeutlicht zudem, dass eine Reha kein Wundermittel ist, sondern ein Prozess, der Zeit, Offenheit und Bereitschaft zur Selbstreflexion erfordert. Wichtig ist, gemeinsam mit den behandelnden Ärzt:innen zu prüfen, ob und wann eine Reha sinnvoll ist.

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