Bristol-Stuhlformen-Skala bei CED Kaum ein Thema ist so tabuisiert wie der eigene Stuhlgang, dabei verrät er uns oft mehr über […]

Bristol-Stuhlformen-Skala bei CED

Kaum ein Thema ist so tabuisiert wie der eigene Stuhlgang, dabei verrät er uns oft mehr über unsere Gesundheit, als wir denken. Was wir täglich oder manchmal auch nur alle paar Tage in der Toilette hinterlassen, besteht zu großen Teilen aus Wasser, dazu kommen unverdaute Nahrungsreste, abgestoßene Schleimhautzellen, Bakterien und etwas Schleim aus dem Darm. All das kann, je nach Ernährung, Flüssigkeitsaufnahme, Bewegung und Gesundheitszustand, sehr unterschiedlich aussehen. Da Veränderungen in der Konsistenz, Menge oder Häufigkeit des Stuhlgangs Rückschlüsse auf verschiedene Erkrankungen liefern können, ist es entscheidend, diese bewusst wahrzunehmen und entsprechend mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin zu besprechen.

Um den eigenen Stuhlgang einfach einordnen zu können und die Diagnosestellung bei gastrointestinalen Problemen auf diese Weise zu verbessern, wurde die Bristol-Stuhlformen-Skala entwickelt. Sie kategorisiert den Stuhl in sieben Typen, von sehr fest bis völlig flüssig. Gerade für Betroffene einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung kann diese Skala ein wertvolles Werkzeug sein, um konkrete Beobachtungen mit dem behandelnden Gastroenterologen oder der behandelnden Gastroenterologin zu teilen.

Was ist die Bristol-Stuhlformen-Skala?

Die Bristol-Stuhlformen-Skala (BSS) wurde an der namensgebenden Universität Bristol von den britischen Wissenschaftlern Heaton und Lewis entwickelt und dient als klinisches Bewertungsschema für den menschlichen Stuhl. Ziel war es, eine einfache und visuell verständliche Methode zu schaffen, die die Verständigung zwischen Ärzt:innen und Patient:innen erleichtert. Die Skala bewertet die Form und Konsistenz des Stuhls anhand sieben verschiedener Stuhltypen und macht auf diese Weise sichtbar, ob der Stuhlgang im gesunden Bereich liegt oder Abweichungen auffallen. Die Skala liefert außerdem Hinweise auf die Dauer der Darmpassage und kann so Rückschlüsse auf mögliche Störungen oder Erkrankungen des Verdauungstrakts ermöglichen.

In welche Typen unterteilt die Bristol-Stuhlformen-Skala den Stuhl?

Grundsätzlich unterteilt die Bristol-Stuhlformen-Skala den Stuhl in sieben verschiedene Stuhltypen. Während Typ 1 bis zu 100 Stunden im Darm verweilen kann, bleibt Typ 7 nur um die zehn Stunden im menschlichen Körper. Die sieben Stuhltypen lassen sich folgendermaßen beschreiben.

Typ 1

Einzelne, feste, schwer auszuscheidende Kügelchen

Typ 2

Klumpige Würstchen

Typ 3

Wurstartig mit rissiger Oberfläche

Typ 4

Wurstförmig mit glatter Oberfläche

Typ 5

Weiche, leicht auszuscheidende Klümpchen mit glattem Rand

Typ 6

Einzelne, weiche, breiige Klümpchen mit unregelmäßigem Rand

Typ 7

Flüssig, ohne feste Bestandteile

Typ eins und zwei deuten auf eine langsame Transitzeit durch den Darm und damit eine Obstipation, auch Verstopfung genannt, hin. Verursacht werden kann diese unter anderem durch eine gestörte Darmflora, zu wenig Flüssigkeit oder einen Mangel an Ballaststoffen. Typ drei bis fünf sind wünschenswerte Stuhlformen und sprechen für eine gut funktionierende Verdauung. Besonders Typ vier, wurstförmig mit glatter Oberfläche, gilt als optimal. Typ sechs und sieben deutet auf eine schnelle Darmbewegung hin. Wiederholt auftretender Durchfall sollte beobachtet werden, da dieser zu Flüssigkeits- und Nährstoffverlust führen kann und Hinweise auf Probleme mit der Darmgesundheit geben kann.

Welche Vorteile hat die Bristol-Stuhlformen-Skala?

Die Bristol-Stuhlformen-Skala hilft Menschen mit CED, Veränderungen in ihrem Stuhlgang zu dokumentieren und zu bewerten. Vorteilhaft ist, dass sie leicht verständlich ist und auf diese Weise sowohl Patient:innen als auch Ärzt:innen erlaubt die Konsistenz und Form des Stuhls ohne spezielle Schulungen klar zu beschreiben. Dadurch lassen sich Veränderungen präzise besprechen, Therapieverläufe überwachen und mögliche Krankheitsschübe frühzeitig erkennen.

Welche Einschränkungen hat die Bristol-Stuhlformen-Skala?

Obwohl die Bristol-Stuhlformen-Skala ein praktisches Hilfsmittel zur Beurteilung des Stuhls ist, sind ein paar Einschränkungen zu beachten. Einerseits kann die Bewertung subjektiv sein, sodass unterschiedliche Personen denselben Stuhl unterschiedlich kategorisieren könnten. Andererseits liefert die Skala zwar Daten über die Form und Konsistenz des Stuhls, allerdings keine Informationen über weitere wichtige Merkmale wie Häufigkeit, Farbe oder Geruch des Stuhls. Daher reicht die Skala allein nicht aus, um komplexe Darmerkrankungen zu diagnostizieren und sollte immer zusammen mit weiteren Untersuchungen und ärztlicher Beratung genutzt werden.

Welche vergleichbaren Skalen gibt es?

Für Kinder gibt es die sogenannte Modified Bristol Stool Form Scale for Children. Diese ist eine angepasste Version der Skala, die nur fünf statt sieben Kategorien umfasst und auf diese Weise die Einordnung für Kinder erleichtern soll. Darüber hinaus gibt es für Morbus Crohn und Colitis ulcerosa weitere Skalen, die die Krankheitsaktivität beurteilen. Der Harvey-Bradshaw-Index, welcher vor allem bei Morbus Crohn zum Einsatz kommt, fragt unter anderem zum Beispiel die Anzahl ungeformter Stuhlgänge pro Tag, das Allgemeinbefinden und mögliche Bauchschmerzen ab. Bei Colitis ulcerosa kommt dagegen beispielsweise der Simple Clinical Colitis Activity Index (SCCAI) zum Einsatz, welche die Stuhlfrequenz pro Tag, den rektalen Blutabgang und den allgemeinen Gesundheitszustand in die Beurteilung der Krankheitsaktivität einbezieht.

Fazit

Die Bristol-Stuhlformen-Skala ist ein einfaches, aber äußerst nützliches Werkzeug, um den eigenen Stuhlgang einzuordnen und auf diese Weise Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Trotz ihrer Einschränkungen, wie beispielsweise der rein subjektiven Einschätzung oder dem Fokus auf Form und Konsistenz, bietet sie gerade für Menschen mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung eine wichtige Grundlage für die Selbstbeobachtung und das gemeinsame Gespräch mit Ärzt:innen. Obwohl die Skala alleine nicht ausreicht, um komplexe Darmerkrankungen zu diagnostizieren, kann diese in Kombination mit weiteren Untersuchungen ein wertvoller Baustein im Krankheitsmanagement sein. Auch unsere speziell für CED-Betroffene entwickelte CED-App verwendet unter anderem die Bristol-Stuhlformen-Skala, um mehr Klarheit über den Krankheitsverlauf zu schaffen.

Quellen

CED-trotzdem-ich. Auf das Häufchen kommt es an – Tipps zum Erkennen gesunden Stuhlgangs. CED-trotzdem-ich. https://www.ced-trotzdem-ich.de/unterstuetzung-erhalten/news/gesunden-stuhlgang-erkennen

Dr. Nicole Steenfatt. Bristol-Stuhlformen-Skala. Darm Gesundheitspraxis. https://darmgesundheitspraxisdrsteenfatt.de/bristol-stuhlformen-skala/

Heinz, F., Dikarlo, P., Dr. Antwerpes, F., Dr. No., Dr. Ostendorf, N. & Römer, G. Bristol-Stuhlformen-Skala. DocCheck Flexikon. https://flexikon.doccheck.com/de/Bristol-Stuhlformen-Skala

Klein, M. (2021, Mai 5). Die 7 Typen des Stuhls: die Bristol Stuhlformen-Skala. DarmSchön. https://darmschoen.de/bristol-stuhlformen-skala/

Klinischeskalen. (2025, Juni 11). Bristol Stool Form Scale (BSFS). Klinischeskalen https://klinischeskalen.com/bristol-stool-form-scale-bsfs_deutsch/

Knapp, A. (2021, März 27). Stuhlskala für Kinder und Jugendliche. aylineknapp. https://aylinknapp.com/aylin-klaert-auf/bristol-skala-stuhlformen-skala-verstopfung-kinder-und-jugendliche/

Koletzko, S., Otte, S. & Klucker, E. Stuhltests in der pädiatrischen Gastroenterologie. Monatsschr Kinderheilkd 165, 572–580 (2017). https://doi.org/10.1007/s00112-017-0316-y

Mediscope (2010, Januar 01). Klinische Scores. Mediscope. https://www.gastro.medline.ch/Services/_Tools/Klinische_Scores/Klinische_Scores_Gastroenterologie_Diagnose_Aktivitaet_Prognose.php 

Wäsche, S. (2024, August 08). Bristol-Stuhlformen-Skala. Pflegerio. https://www.pflegerio.de/diagnostik/bristol-stuhlformen-skala/

Weitere Interessante Artikel

Mikrobiom als Schlüssel – Neue Therapie bei Morbus Crohn

Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED), die das Leben von Millionen Menschen weltweit beeinflusst. Eine bewährte Therapie ist die sogenannte exklusive enterale Ernährung (EEN) – eine spezielle Flüssignahrung, die Patienten für sechs bis acht Wochen anstelle fester Nahrung zu sich nehmen. Diese Methode hat sich als äußerst effektiv erwiesen, doch warum sie hilft, war bisher unklar.

Zum Artikel

Therapieansätze bei Morbus Crohn auf Grundlage der S3-Leitlinie

Die Therapie von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen ist schwierig und hängt von der jeweiligen Schwere der Erkrankung ab. Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind zwei der am weitesten verbreiteten chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Die Erkrankung, Morbus Crohn, kann den gesamten Magen-Darm-Trakt betreffen, d. h. sie kann bereits im Bereich der Speiseröhre beginnen und sich bis zum After durchziehen.

Zum Artikel

Therapie bei Colitis ulcerosa – Aktuelle Behandlungsansätze auf Basis der S3-Leitlinie

Die Behandlung von Colitis ulcerosa (CU) verfolgt mehrere Ziele. Zum einen soll die Entzündung im Darm reduziert werden, zum anderen sollen die Symptome gelindert werden. Darüber hinaus strebt die Therapie eine langfristige Remission an. Idealerweise ohne den Einsatz von Kortikosteroiden. Welche Therapiemöglichkeiten gibt es und wie werden sie basierend auf Krankheitsverlauf und Schweregrad individuell angepasst?

Zum Artikel
Nach oben scrollen