Jenseits der Schulmedizin: Wissenschaftlich geprüfte Therapien als sanfte Helfer für den Darm

Weihrauch, Akupunktur oder doch Mind-Body-Therapie?🧘 In den S3-Leitlinien für Morbus Crohn und Colitis ulcerosa finden sich einige Ansätze📚, die unterstützend […]

Weihrauch, Akupunktur oder doch Mind-Body-Therapie?🧘 In den S3-Leitlinien für Morbus Crohn und Colitis ulcerosa finden sich einige Ansätze📚, die unterstützend zur Standardtherapie aus der Schulmedizin bei CED angewendet werden können. Wir stellen dir in diesem Beitrag diese sanften Helfer vor – vielleicht ist ja etwas dabei, das dir bei deiner individuellen CED hilft.✅

Das Bild zeigt verschiedene Pflanzen und eine grüne Flüssigkeit vor einem grünen Hintergrund. Das Bild steht symbolisch für komplementäre Therapieverfahren. Diese komplementären Therapien können laut den S3-Leitlinein für Morbus Crohn und Colitis ulcerosa ergänzend zur Schulmedizin eingesetzt werden.

Die in diesem Beitrag vorgestellten Therapieformen sind Teil der S3-Leitlinien für Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Mehr Informationen findest du in diesen Leitfäden. Dieser Blogbeitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bitte sprich immer zuerst mit deinem behandelnden Arzt oder deiner behandelnden Ärztin, ob eine solche Therapie unterstützend zu einer Standardtherapie aus der Schulmedizin für dich infrage kommt, und wende sie nicht ohne ärztliche Absprache an.

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind beides chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, die trotz vieler Gemeinsamkeiten auch Unterschiede aufweisen. So auch bei der Auswahl komplementärer Therapien. Der Unterschied zwischen komplementärer und alternativer Medizin besteht darin, ob sie die klassische Schulmedizin ausschließen oder nicht. Komplementäre Therapieverfahren aus der komplementären Medizin werden als als Ergänzung zur schulmedizinischen Standardtherapie definiert. Als alternativen Therapieverfahren aus der alternativen Medizin werden Therapieformen bezeichnet, die sich nicht als Ergänzung zur schulmedizinischen Standardtherapie verstehen, sondern als einzige Therapieform unabhängig von der schulmedizinischen Therapie angewendet werden sollen. In dem vorliegenden Beitrag werden nur komplementärmedizinische Therapieformen vorgestellt.

Bei Colitis ulcerosa werden neben Akupunktur auch Mind-Body-Verfahren, Yoga, Plantago ovata, Kurkuma und eine Kombinationstherapie als komplementäre Therapieverfahren neben der Schulmedizin vorgestellt.

Mind-Body-Verfahren als Ergänzung zur Schulmedizin

Das Mind-Body-Verfahren umfasst Ansätze, die Stress reduzieren und für mehr Achtsamkeit im Leben sorgen sollen. Dabei konnte bislang nur von positiven Effekten berichtet werden, die jedoch auf einer wenig wissenschaftlich fundierten Grundlage basieren. Eine uneingeschränkte Empfehlung kann daher nicht ausgesprochen werden.

Das System der achtsamkeitsbasierten Stressreduktion (MBSR, Mindfulness-Based Stress Reduction) wurde in den späten 1970er-Jahren von Jon Kabat-Zinn an der University of Massachusetts Medical School entwickelt. Es kombiniert Elemente aus Achtsamkeitsmeditation, Körperwahrnehmungsübungen (Body Scan) und sanftem Yoga. Ziel ist es, den Umgang mit Stress, Schmerzen und chronischen Erkrankungen zu verbessern. Studien konnten zeigen, dass MBSR bei Patient:innen mit Colitis ulcerosa und gleichzeitig diagnostiziertem Reizdarmsyndrom positive Effekte auf die Lebensqualität und das psychische Wohlbefinden haben kann.

Yoga als mögliche komplementäre Therapie

Studien haben gezeigt, dass die Durchführung von Yoga einen positiven Effekt auf die Krankheitsaktivität von Colitis ulcerosa sowie auf bestimmte Symptome haben kann. So kann Yoga das Auftreten kolikartiger Bauchschmerzen verringern und Ängstlichkeit bei Betroffenen reduzieren. Daher kann Yoga unterstützend zu einer Standardtherapie empfohlen werden.

Traditionelle Chinesische Medizin: Akupunktur bei Colitis ulcerosa

Auch die Anwendung von Akupunktur kann bei Patient:innen mit Colitis ulcerosa und einem milden bis moderaten Schub positive Effekte erzielen. Wenn du noch mehr zu diesem Thema erfahren möchtest, lies gerne unseren Beitrag über Akupunktur bei deiner CED.

Die Plantago-ovata-Therapie als unterstützendes Therapieverfahren zur Schulmedizin

Bei der Plantago-ovata-Therapie handelt es sich um die Gabe von Flohsamenschalen während der Remission bei Colitis ulcerosa. Da diese keine bekannten Nebenwirkungen haben, können sie neben einer Standardtherapie zum Erhalt der Remission empfohlen werden.

Kurkumin in der Remissionserreichung

Kurkumin, das außerhalb Deutschlands auch als Medikament vertrieben wird, kann in Kombination mit einem Aminosalicylat positive Effekte bei der Erreichung und Erhaltung einer Remission erzielen. In den neuen ECCO-Leitlinien wird zudem von einem positiven Effekt bei der Remissionserreichung durch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln wie Kurkuma berichtet. Wenn du mehr über eine geeignete Ernährung bei deiner individuellen CED erfahren möchtest, kann dir unser Beitrag zu den neuen ECCO-Leitlinien für die richtige Ernährung mit CED weiterhelfen.

Myrrhe, Kamille und Kaffeekohle in der Remissionserhaltung

Die Kombinationstherapie umfasst ein Präparat, das Myrrhe, Kamillenblütenextrakt und Kaffeekohle enthält. Diese Kombination erzielt eine ähnlich gute remissions­erhaltende Wirkung wie die Gabe von Mesalazin. Darüber hinaus wurde sie von den Teilnehmenden der Studie gut vertragen. Daher kann eine Kombinationstherapie aus Myrrhe, Kamillenblütenextrakt und Kaffeekohle als komplementäre Maßnahme zur Remissionserhaltung empfohlen werden.

Komplementäre Therapieformen, die bei Morbus Crohn angewendet werden können

Auch bei Morbus Crohn gibt es einige Therapieverfahren, die komplementär zur Schulmedizin angewendet werden können und positive Effekte auf deine persönliche CED haben können. Für Morbus Crohn werden als komplementäre Therapien neben Akupunktur auch Schmerztherapien mit Paracetamol und Opioiden, Cannabistherapien, multikonvergente Therapien und lösungsorientierte Therapie vorgestellt.

Akupunktur bei Morbus Crohn als komplementäre Therapieform

Die aus der Traditionellen Chinesischen Medizin stammende Therapie der Akupunktur könnte auch bei aktivem Morbus Crohn in Studien zu Verbesserungen während eines Krankheitsschubs führen. So sank die Krankheitsaktivität bei jenen Patient:innen, die neben einer Standardtherapie auch Akupunktur in Kombination mit Moxibustion erhielten.

Moxibustion ist ein Verfahren der Traditionellen Chinesischen Medizin, bei dem getrocknete Blätter des Beifußkrauts (Artemisia vulgaris) in Form kleiner Kegel oder Stangen nahe an bestimmten Akupunkturpunkten verbrannt werden. Die entstehende Wärme soll den Energiefluss (Qi) anregen und den Heilungsprozess unterstützen.

Sprich am besten mit deinem Arzt oder deiner Ärztin, ob eine solche Therapie, für dich infrage kommt.

Paracetamol und Opioide gegen Morbus Crohn

Bei Morbus Crohn kann es neben anderen Symptomen auch vermehrt zu anhaltenden Bauchschmerzen kommen. Diese können trotz einer antiinflammatorischen Therapie zusätzlich mit einer Schmerztherapie behandelt werden. Die Schmerztherapie umfasst die orale Einnahme von Paracetamol oder bei besonders starken Schmerzen auch von Opioiden während eines akuten Krankheitsschubs.

Paracetamol gilt dabei im Vergleich zu Ibuprofen als magenfreundlicher und wird daher bei CED-Patient:innen häufiger bevorzugt, da nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen das Risiko für Schleimhautreizungen und mögliche Krankheitsschübe erhöhen können.

Sobald sich die Symptomatik verbessert hat und eine Remission eingetreten ist, wird die Einnahme beendet.

Cannabis als unterstützendes Therapieverfahren zur Schulmedizin

Schlägt die Schmerztherapie nicht an oder werden die verschriebenen Medikamente nicht vertragen, kann alternativ auf cannabisbasierte Arzneimittel und medizinisches Cannabis zurückgegriffen werden, um anhaltende Bauchschmerzen zu lindern. Cannabis sollte vorzugsweise als Präparat oral eingenommen werden. Alternativ kann auch das Verdampfen von Cannabisblüten erwogen werden, wenn die orale Einnahme nicht vertragen wird.

Die Einnahme von Cannabis kann positive Effekte auf anhaltende Bauchschmerzen sowie auf den Appetitverlust bei Patient:innen mit Morbus Crohn haben. Die Datenlage ist jedoch gering, weshalb medizinisches Cannabis nicht bei aktiven Schüben und auch nicht zum Remissionserhalt empfohlen wird.

Multikonvergente Therapieansätze als Ergänzung zur Therapie aus der Schulmedizin

Bei der multikonvergenten Therapie erhalten Patient:innen mit Morbus Crohn zusätzlich zur Standardtherapie spezielle Sitzungen, die auf Stressreduktion abzielen und zu einer verbesserten Lebensqualität beitragen sollen. Diese Sitzungen umfassen Achtsamkeitsmeditation mit Elementen der kognitiven Verhaltenstherapie und dauern jeweils rund 40 Minuten.

In Studien berichteten Patient:innen mit Morbus Crohn und gleichzeitig diagnostizierten Reizdarmsyndrom, dass sie sich, basierend auf ihrer eigenen Einschätzung, weniger gestresst fühlten und ihre Lebensqualität gesteigert wurde.

Lösungsorientierte Therapie bei Patient:innen mit Morbus Crohn und Fatigue

Die lösungsorientierte Therapie umfasst Strategien zur Bewältigung von Müdigkeit (Fatigue), um Betroffenen den Umgang mit diesen Symptom zu erleichtern. In Studien zeigte sich, dass Teilnehmende dieser Therapie im Vergleich zu Personen ohne Teilnahme Verbesserungen berichteten – sowohl in ihrer Lebensqualität als auch in der Wahrnehmung der Fatigue-Symptome.

Fazit

Neben der Schulmedizin gibt es für Morbus Crohn und Colitis ulcerosa einige Therapieformen, die ergänzend angewendet werden können. Sprich mit deinem behandelnden Arzt oder deiner behandelnden Ärztin darüber, welche ergänzenden Therapieformen du interessant findest. Erzähle ihnen auch welche du schon ausprobiert hast, um deine individuelle CED bestmöglich behandeln zu können.

Quellen:

DGVS (Hrsg.). Supplementary Material zu „Leitlinienreport der aktualisierten S3-Leitlinie Diagnostik und Therapie des Morbus Crohn“. Z Gastroenterol 2024; 62 (Supplement): 1-35. DOI: 10.1055/a-2309-6204 (Anhang 6).

Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). (2024). S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Colitis ulcerosa (Version 2024-06). AWMF-Register-Nr. 021-009. Z Gastroenterol 2024; 62: 769–858 DOI 10.1055/a-2271-0994

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