Die Behandlung von Colitis ulcerosa (CU) verfolgt mehrere Ziele. Zum einen soll die Entzündung im Darm reduziert werden, zum anderen sollen die Symptome gelindert werden. Darüber hinaus strebt die Therapie eine langfristige Remission an. Idealerweise ohne den Einsatz von Kortikosteroiden. Welche Therapiemöglichkeiten gibt es und wie werden sie basierend auf Krankheitsverlauf und Schweregrad individuell angepasst? In diesem Beitrag erfährst du alles über moderne Therapieansätze für Colitis ulcerosa, basierend auf der aktuellen S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der CU
Was ist das Ziel der Therapie bei Colitis ulcerosa?
Aktuell gibt es keine Heilung für Colitis ulcerosa. Das Hauptziel der Therapie besteht darin:
- Eine schnelle klinische Remission (Symptomfreiheit) zu erreichen.
- Die endoskopische Remission (keine sichtbaren Entzündungen im Darm) zu fördern.
- Den Einsatz von Kortikosteroiden zu minimieren oder ganz zu vermeiden.
Welche Faktoren beeinflussen die Therapieentscheidung?

Die Auswahl der richtigen Therapieoption ist eine gemeinsame Entscheidung von Arzt/ Ärztin und Patient:in. Zusätzlich spielen erlebte Nebenwirkungen bei früheren Therapien und der Schweregrad eine wesentliche Rolle für die Therapieentscheidung.
Therapie der milden bis moderaten Colitis ulcerosa
Je nach Befallsmuster unterscheidet man bei der CU unter:
- E1: Proktitis (nur Enddarm betroffen)
- E2: Linksseitencolitis (linke Bauchhälfte betroffen)
- E3: Ausgedehnter Befall (gesamter Dickdarm betroffen)
1. Schubtherapie bei einer Proktitis
Das Mittel der Wahl bei einer leichten bis mäßigen Proktitis stellt zunächst die Gabe von Mesalazin als Suppositorium („Zäpfchen“) dar. Alternativ setzen Ärzte auch Mesalazin in Form von Schäumen und Einläufen ein.
Falls eine reine rektale Therapie nicht die gewünschten Effekte erzielt, kann die Behandlung entsprechend angepasst werden. So erfolgt entweder eine Ergänzung durch topische Kortikosteroide (z. B. Budesonid Rektalschaum) oder eine zusätzliche orale Einnahme von Mesalazin.
Topische Kortikosteroide: Unter topischen Kortikosteroiden versteht man Kortikosteroide (auch Glukokortikoide, Steroide oder Kortison), die lokal eingesetzt werden. Je nach Anwendungsbereich werden sie in Form von Sprays, Tropfen, Einläufen, Schäumen oder Cremes verwendet. Durch die gezielte Anwendung im betroffenen Bereich begrenzt die lokale Therapie die Verteilung im Körper und so wird das Risiko für Nebenwirkungen deutlich reduziert.
2. Schubtherapie bei einer Linksseitencolitis
Ärzte empfehlen rektales Mesalazin auch bei einer leichten bis mäßigen Linksseitencolitis. In diesem Zusammenhang erfolgt die Anwendung entweder in Form von Einläufen oder Schäumen. Zusätzlich empfehlen Fachleute, orales Mesalazin bereits von Beginn an einzunehmen, um die Behandlung effektiver zu gestalten. Falls sich die Symptome unter dieser Therapie nicht verbessern, wird zusätzlich die Einnahme von topischen Kortikosteroiden wie bspw. Budesonid Rektalschaum empfohlen.
3. Schubtherapie bei ausgedehntem Befall
Die Therapieprinzipien bei ausgedehnter Colitis ulcerosa entsprechen im Wesentlichen denen der Linksseitencolitis. Liegt ein ausgedehnter Befall des Darms vor, so wird eine Einnahme von oralem Mesalazin in Kombination mit rektal verabreichten Mesalazinschäumen oder – einläufen empfohlen. Schlägt diese Therapie nicht an, so gilt bei einem ausgedehnten Befall die Empfehlung der Dosiserhöhung des oralen Mesalazin.
Therapieoptionen bei milder bis moderater Colitis ulcerosa – Ein Überblick

Neue Therapieansätze & zukünftige Entwicklungen
Neben den etablierten Medikamenten gibt es immer mehr neue Therapieansätze, die untersucht werden:
- Biologika & JAK-Inhibitoren: Innovative Medikamente für schwerere Fälle.
- Mesenchymale Stammzelltherapie: Vielversprechender Forschungsansatz.
- Mikrobiom-Therapien: Beeinflussung der Darmflora zur Entzündungshemmung.
Wichtige Neuerungen in der S3-Leitlinie 2024
Die aktuelle S3-Leitlinie zur Colitis ulcerosa (Juni 2024) enthält mehrere wichtige Änderungen:
- Neue Therapieoptionen aufgenommen:
- Upadacitinib und Mirikizumab wurden erstmals in die Leitlinie aufgenommen.
- Die Leitlinie ergänzt eine Empfehlung für Patienten, die nicht ausreichend auf Aminosalicylate ansprechen.
- Die Leitlinie präzisiert die Dosierung und den Einsatz von TNF-Antikörpern bei komplizierten Verläufen.
- Therapie der komplizierten Verlaufsformen überarbeitet:
- Die S3-Leitlinie konkretisiert die Therapieempfehlung für Patienten mit steroidabhängiger Colitis ulcerosa. Jetzt wird eine frühzeitige Eskalation der Therapie mit Biologika oder JAK-Inhibitoren empfohlen.
- Neuer Fokus auf individualisierte Therapie:
- Die Leitlinie betont erneut, wie wichtig patientenspezifische Faktoren wie Krankheitsverlauf, Begleiterkrankungen und das Ansprechen auf frühere Therapien sind.
Fazit: Welche Therapie ist die richtige für mich?
- Die Wahl der richtigen Therapie hängt von deinem Krankheitsverlauf, der Schwere der Symptome und individuellen Faktoren ab.
- Mesalazin bleibt die Standardtherapie für milde bis moderate Verläufe.
- Kortikosteroide sollten nur kurzzeitig und bei schweren Schüben eingesetzt werden.
- Neue Medikamente & Biologika kommen in schwereren Fällen zum Einsatz.
Spreche mit deinem Arzt oder deiner Ärztin über die für dich beste Therapieoption!
Mehr erfahren?
💡 Lese hier mehr über die neuesten Erkenntnisse zur CED-Therapie: Mesenchymale Stammzellen – Neue Hoffnung für CED-Betroffene
Häufige Fragen zur Therapie von Colitis ulcerosa
Kann Colitis ulcerosa geheilt werden?
Viele Patienten erreichen mit der richtigen Therapie eine langfristige Symptomfreiheit, aber eine Heilung ist nicht möglich.
Was tun, wenn meine Medikamente nicht wirken?
Sprich mit deinem Arzt über eine Anpassung der Therapie oder den Einsatz neuerer Medikamente.
Sind Biologika besser als Mesalazin?
Nicht unbedingt – sie sind für schwere Verläufe gedacht, während Mesalazin oft bei milden Verläufen reicht.
Gibt es eine spezielle Ernährung, die hilft?
Tatsächlich kann eine gezielte Ernährung unterstützend wirken. Allerdings ersetzt sie keine Medikamente. Mehr dazu erfährst du in unserem Beitrag zur CED-Ernährung.
Quellen
Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). (2024). S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Colitis ulcerosa (Version 2024-06). AWMF-Register-Nr. 021-009. Z Gastroenterol 2024; 62: 769–858 DOI 10.1055/a-2271-0994