
Kann die richtige Ernährung unser Mikrobiom „resetten“?
Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED), die das Leben von Millionen Menschen weltweit beeinflusst. Eine bewährte Therapie ist die sogenannte exklusive enterale Ernährung (EEN) – eine spezielle Flüssignahrung, die Patienten für sechs bis acht Wochen anstelle fester Nahrung zu sich nehmen. Diese Methode hat sich als äußerst effektiv erwiesen, doch warum sie hilft, war bisher unklar.
Nun haben Forscher der Technischen Universität München (TUM) und der LMU Universitätsklinik München den Mechanismus dahinter entschlüsselt – und gehen noch einen Schritt weiter. Eine neue klinische Studie untersucht, ob die Kombination aus EEN und fäkaler Mikrobiom-Transplantation (FMT) die Behandlungserfolge langfristig verbessern kann.
Was passiert im Mikrobiom während der Therapie?
Die Wissenschaftler um Prof. Dirk Haller (TUM) und Dr. Tobias Schwerd (LMU) haben herausgefunden, dass die mittelkettigen Fettsäuren in der flüssigen Spezialnahrung das Mikrobiom positiv beeinflussen. Bestimmte gesunde Darmbakterien vermehren sich und tragen zur Entzündungshemmung bei.
Eine entscheidende Erkenntnis: Wenn der Darm nach der Therapie wieder mit normaler Nahrung konfrontiert wird, kehrt das Mikrobiom oft in seinen ursprünglichen Zustand zurück – und die Entzündungen flammen wieder auf. Hier setzt die neue Therapie an:
👉 Nach der EEN-Therapie erhalten Patienten eine Mikrobiom-Transplantation in Kapselform, um die positiven Effekte länger zu bewahren und Rückfälle zu verzögern oder sogar zu verhindern.
Neue Studie: Mikrobiom-Transplantation als Hoffnungsträger
Die klinische Studie wird in Kooperation mit der LMU Kinderklinik München und der Uniklinik Köln durchgeführt. Die Mikrobiom-Kapseln stammen von gesunden, sorgfältig gescreenten Spendern und werden in der Uniklinik Köln unter der Leitung von Prof. Maria J.G.T. Vehreschild hergestellt.
💡 Zentrale Forschungsfragen
- ✔ Wie sicher ist die Mikrobiom-Transplantation nach EEN?
- ✔ Ist diese Therapie praktisch umsetzbar?
- ✔ Kann sie langfristig die Entzündungsfreiheit stabilisieren?
Prof. Haller erklärt:
„Fäkale Mikrobiom-Transplantationen werden bereits erfolgreich bei anderen Darmerkrankungen eingesetzt. Wir hoffen, dass dieser Ansatz auch für Morbus Crohn eine vielversprechende Zukunft hat.“
Studienteilnahme:
Betroffene zwischen 14 und 45 Jahren können teilnehmen, später auch Kinder ab 8 Jahren. Mehr Infos zur Teilnahme gibt es unter www.een-rich.de.
Fazit
Diese Studie könnte die Therapie von Morbus Crohn revolutionieren. Falls sich zeigt, dass das Mikrobiom durch gezielte Ernährung und Transplantation nachhaltig verändert werden kann, könnte das eine völlig neue Behandlungsoption für Millionen Betroffene weltweit eröffnen.
Weiterführende Quellen:
Studie: Häcker, D., Siebert, K., Smith, B. J. et al., Cell Host & Microbe (2024) – DOI-Link
Forschungszentrum: SFB 1371 „Microbiome Signatures“ – mehr erfahren
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