Häufige Medikamente bei CED – Wirkstoff, Verabreichung, Nebenwirkungen

Zur Behandlung einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung können verschiedene Medikamente eingesetzt werden. Die beste Wirkung erzielten laut unserer Studie die Wirkstoffe Infliximab, Vedolizumab, Budesonid, Upadacitinib und Prednisolon. In diesem Post erfährst du mehr.

Zur Behandlung einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung können verschiedene Medikamente eingesetzt werden. Diese lassen sich in die Kategorien Aminosalicylate, Kortikosteroide, Immunsuppressiva und Biologika einordnen. Aminosalicylate werden vor allem bei einer milden bis moderaten Colitis ulcerosa zum Erhalt der Remission oder bei leichten Schüben eingesetzt. Bei Morbus Crohn sind diese dagegen weniger wirksam. Kortikosteroide werden aufgrund ihrer zeitnahen Wirkung bei mittelschweren bis schweren Schüben verschrieben. Für eine Langzeittherapie sind diese aufgrund ihrer Nebenwirkungen allerdings nicht geeignet. Immunsuppressiva unterdrücken die körpereigene Immunabwehr, wirken zeitverzögert und kommen entweder bei schweren Verläufen oder beim Versagen herkömmlicher Medikamente zum Einsatz. Gleiches gilt für Biologika, bei welchen es sich um genetisch hergestellte Eiweißstoffe, die ebenfalls immunsuppressiv wirken, handelt.

Die Auswahl der richtigen Medikamente hängt immer von der aktuellen Phase und dem generellen Schweregrad der Erkrankung ab. Ziel ist es unter anderem, akute Beschwerden zu mindern, die Entzündungsaktivität im Darm zu reduzieren, Darmschädigungen zu verhindern, beschwerdefreie Phase zu halten und ganz allgemein die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Wichtig ist, sowohl die Vorteile, als auch die möglichen Wechsel- und Nebenwirkungen der Medikamente mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin abzusprechen. Die fünf Wirkstoffe mit der besten Wirkung sind laut unserer Studie Infliximab, Vedolizumab, Budesonid, Upadacitinib und Prednisolon. Im Folgenden werden diese daher im Detail vorgestellt.

Infliximab

Infliximab gehört zu der Gruppe der Biologika. Der Wirkstoff ist ein künstlich hergestellter Antikörper, welcher den Entzündungsbotenstoff Tumornekrosefaktor alpha bindet und im Zuge dessen dafür sorgt, dass dieser nicht an seine Rezeptoren andocken kann. Auf diese Weise wirkt Infliximab entzündungshemmend, reduziert aber auch die körpereigene Immunreaktion.

Verabreicht wird der Arzneistoff in Form von Infusionslösungen. Nach der Infusion verteilt sich der Antikörper im Blutkreislauf und wird über mehrere Wochen gemeinsam mit dem gebundenen Entzündungsbotenstoff Tumornekrosefaktor alpha abgebaut. Während am Anfang der Behandlung kleinere Wirkstoffmengen in Abständen von zwei Wochen verabreicht werden, können die Abstände zwischen den Infusionen nach einigen Monaten auf acht Wochen erweitert werden. 

Da Infliximab die körpereigene Immunreaktion reduziert, kann es zu Nebenwirkungen wie beispielsweise Virusinfekten, Herpes, Fieber, Schwitzen, Schüttelfrost, Erkrankungen der Atemwege oder Leberfunktionsstörungen kommen. Außerdem können manche Patient*innen allergisch auf Infliximab, ein Mischeiweiß aus menschlicher und tierischer (Maus) Herkunft, reagieren. Grundsätzlich wird Infliximab zumeist erst verschrieben, wenn andere Arzneimittel ausprobiert und unzureichend gewirkt haben.

Vedolizumab

Auch Vedolizumab (Handelsname Entyvio) gehört zu der Gruppe der Biologika. Der künstlich hergestellte Antikörper bindet das Adhäsionsmolekül α4β7-Integrin. Auf diese Weise hindert der Wirkstoff die Entzündungszellen daran, sich im Darm anzuheften und wirkt demnach Entzündungsprozessen entgegen. Im Gegensatz zu anderen Arzneistoffen, welche die gesamte Immunreaktion des Körpers herunterfahren, wirkt Vedolizumab gezielt im Darm und erlaubt damit eine gezielte Entzündungshemmung.

Auch Vedolizumab wird in Form von Infusionen über einen Tropf in die Vene des Betroffenen eingeführt. Zu Beginn der Behandlung wird die Infusion alle zwei Wochen verabreicht, mit der Zeit kann der Abstand zwischen den Infusionen dann auf acht Wochen erweitert werden. Eine Jahrestherapie kostet rund 28.000 Euro. Ziel ist es, die Entzündung langfristig unter Kontrolle zu halten und Rückfälle systematisch zu verhindern.

Da Vedolizumab wirkt, ohne das gesamte Immunsystem des Körpers zu schwächen, ist das Risiko für Nebenwirkungen systematisch reduziert. Auftreten können dennoch Atemwegsinfekte, Kopfschmerzen, Grippe, Muskelkrämpfe oder Fieber. Eingesetzt wird Vedolizumab zumeist nur, wenn andere Arzneimittel nicht vertragen oder unzureichend gewirkt haben. 

Prednisolon

Prednisolon gehört zu der Gruppe der Kortikosteroide. Der Wirkstoff ist dem körpereigenen Hormon Kortisol nachgebildet und wirkt ebenfalls entzündungshemmend. Innerhalb der Gruppe der Kortikosteroiden lassen sich grundsätzlich konventionelle Steroide und topische Steroide unterscheiden. Konventionelle Steroide wirken dabei im ganzen Körper, während topische Steroide lediglich lokal wirken. Prednisolon zählt zu den konventionellen Steroiden

Da Prednisolon zeitnah seine Wirkung entfaltet, ist dieser für die Akuttherapie von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa besonders relevant. Aufgrund der zahlreichen Nebenwirkungen ist dieser allerdings nicht für eine Langzeittherapie und die Remissionserhaltung geeignet. Zu den Nebenwirkungen zählen beispielsweise Muskelschwäche, Schlafstörungen, Akne, Gewichtszunahme oder Depressionen. 

Der Wirkstoff kann sowohl in Form von Tabletten oder intravenös als Injektion verabreicht werden. Die Behandlungsdauer variiert dabei je nach Schwere der Beschwerden.  

Budesonid

Der Wirkstoff Budesonid (Handelsname Budenofalk) gehört ebenfalls zu der Gruppe der Kortikosteroide, genauer gesagt zu den topischen Steroiden. Das lokal wirksame Kortisonpräparat wirkt direkt antientzündlich auf der Schleimhaut und wird lediglich in akuten Phasen angewandt und ist demnach nicht für eine remissionserhaltende Therapie gedacht.

Der Wirkstoff ist in Form von Tabletten einzunehmen. Interessant ist, dass diese nicht gleichzeitig mit Grapefruitsaft eingenommen werden sollten, da dieser die Aufnahme im Darm hindert. Sowohl die Tagesdosis, als auch die Dauer der Behandlung können je nach Schwere der akuten Phase variieren und sollten immer mit dem behandelten Arzt oder der behandelnden Ärztin abgesprochen werden. Allgemein beträgt die Dauer der Anwendung allerdings zumeist acht Wochen.

Da Budesonid lokal wirkt, hat dieser deutlich weniger Nebenwirkungen als beispielsweise Prednisolon, welches sich im ganzen Körper verteilt. Dennoch kann es zu Bluthochdruck, Akne, Kopfschmerzen oder Depressionen kommen.

Upadacitinib

Der Wirkstoff Upadacitinib (Handelsname Rinvoq) gehört zu der Gruppe der Immunsuppressiva. Dieser blockiert das Enzym Januskinasen und unterdrückt auf diese Weise das Herstellen entzündungsfördernder Botenstoffe. 

Upadacitinib wird in Form von Tabletten eingenommen. Im Gegensatz zu Cortison wird bei diesem Wirkstoff eine dauerhafte Behandlung angestrebt. Eine Packung mit jeweils 28 Tabletten kostet aktuell um die 2200 Euro. Diese Kosten werden aber in der Regel von der Krankenkasse übernommen.

Häufige Nebenwirkungen sind Bronchitis, Influenza, Kopfschmerzen, Übelkeit, Fieber oder Akne. Auch dieser Wirkstoff kommt infrage, wenn andere Arzneimittel nicht vertragen oder unzureichend gewirkt haben.

Fazit 

Wichtig zu erwähnen ist, dass jeder Körper anders auf die medikamentöse Behandlung reagiert. Auch wenn manche Medikamente in der Vergangenheit nicht ihre gewünschte Wirkung erzielten oder nicht vertragen wurden, ist es wichtig, die Hoffnung nicht aufzugeben und neue Medikamente zu probieren. Ziel sollte es sein, die für sich passende Behandlung zu finden und auf diese Weise die eigene Lebensqualität zu verbessern.

Quellen

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