So beeinflussen deine Gedanken deine CED

Du bist nicht nur was du isst, sondern manchmal auch was du denkst. 🧠 Negative Gedanken können bei Betroffenen mit […]

Du bist nicht nur was du isst, sondern manchmal auch was du denkst. 🧠 Negative Gedanken können bei Betroffenen mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung zu seelischen Beschwerden führen. Manchmal begünstigen sie auch einen erneuten Krankheitsschub. 🤒In diesem Beitrag betrachten wir genauer, wie deine Gedanken deine CED beeinflussen kann.

Das Bild zeigt eine Frau, die auf einer weichen Unterlage, einem Sofa sitzt. Sie trägt ein beiges Sportoutfit und meditiert auf dem Sofa. Links von ihr steht eine Kerze, in einem dunkelbraunen Gefäß. Die Frau wird von der Brust abwärts gezeigt und sitzt im Schneidersitz. Das Bild steht symbolisch dafür, dass viele Betroffene von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sich viele Sorgen über ihre Erkrankung machen. Diese Gedanken bei einer CED können diese beeinflussen. In dem Beitrag zu dem das Bild gehört geht es darum, wie die Gedanken deine CED beeinflussen können.

Entspannungsübungen können helfen, seelische Belastungen zu reduzieren.

Symptome einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung sind vermehrter Stuhldrang, häufige Durchfälle, Schmerzen, Fatigue oder rektale Blutungen. Sie beeinflussen nicht nur den Körper der Betroffenen, sondern können sich ebenfalls negativ auf ihre Psyche auswirken. Denn neben den körperlichen Symptomen können die Betroffenen verschiedenste Sorgen rund um die Erkrankung haben, die sie seelische Belasten können. Egal, ob das die Angst vor neuen Krankheitsschüben ist, die Sorge, keine öffentliche Toilette in Reichweite zu haben oder die Angst vor Operationen, all das sind Sorgen, die sich Betroffene einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung manchmal machen. Diese Sorgen können kann das Gehirn negativ beeinflussen und zu einer vermehrten Aussendung von entzündliche Botenstoffe sorgen, die CED-Schübe begünstigen können. Ein Teufelskreis.

CED-Betroffene haben ein erhöhtes Risiko für seelische Beschwerden

Grundsätzlich haben CED-Patienten ein erhöhtes Risiko für bestimmte psychische Erkrankungen, wie Depressionen oder Angststörungen. Ein möglicher Grund kann in den plötzlichen Krankheitsschüben liegen, die mit der Erkrankung einhergehen und auf unbestimmte Zeit andauern können. Symptome wie plötzlicher, längerer Durchfall, Schmerzen oder rektale Blutungen sind nicht nur körperlich unangenehm, sondern halten bei einer CED-Erkrankung individuell lange an. Aus Angst einer unangenehmen Schubsituation begegnen zu können, werden soziale Ereignisse von Betroffenen manchmal vermieden. Somit kann  ein schleichender Prozess der sozialen Isolation entstehen. Erst werden kleinere Veranstaltungen abgesagt, Urlaube verschoben und zwischenmenschliche Verabredungen gemieden. Später werden oftmals auch größere Veranstaltungen nicht besucht, um keine Krankheitsschübe erfahren zu müssen. Im schlimmsten Fall können sich CED-Patient:innen ganz zurückziehen.

Oftmals kommt zu den Ängsten eines neuen Krankheitsschubes auch das Unverständnis des Umfeldes gegenüber Betroffenen hinzu. CED-Patient:innen können das Gefühl entwickeln, ihrem Umfeld eine Last zu sein und sich für schlechte Phasen rechtfertigen zu müssen. Die daraus resultierende Frustration und Hoffnungslosigkeit der Betroffenen gegenüber nicht-verständnisvollen Umfeldern kann zu einer Verstärkung der sozialen Isolation führen. Schlimmstenfalls kann diese negative Gedankenspirale einen erneuten Schub auslösen. Diese kann sich im Umkehrschluss negativ auf das seelische Wohlbefinden auswirken. Körper und Geist bedingen sich somit teilweise wechselseitig.

Wechselwirkung zwischen Darm und Psyche 

Die Wechselwirkungen zwischen Darm und Psyche bei CED-Betroffenen lassen sich sowohl neurologisch als auch immunologisch erklären. 

Ein Grund für die neurologische Wechselwirkung von CED und Psyche ist die sogenannte Darm-Hirn-Achse. Diese Verbindung zwischen Darm und Gehirn wirkt in beide Richtungen, der Darm beeinflusst das Gehirn, das wiederum den Darm beeinflusst. 

Die immunologische Wechselwirkung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und dem seelischen Wohlbefinden der Patienten lässt sich auf entzündliche Botenstoffe, sogenannte Zytokine, zurückführen. Diese Botenstoffe werden bei einer CED vermehrt ausgeschüttet. Die Stoffe beeinflussen das Gehirn negativ und begünstigen ein Ungleichgewicht im seelischen Wohlbefinden der Patient:innen. Denn durch die entzündlichen Botenstoffe steigen die Entzündungswerte. Die Entzündungswerte wiederum sorgen für Veränderungen in bestimmten Hirnregionen, die für die Regulierung von Stimmungen und Emotionen zuständig sind. Konkret ist die Verfügbarkeit bestimmter Neurotransmitter gestört. Serotonin, Dopamin und Noradrenalin sind alle Neurotransmitter. Sie sorgen für verschiedene Emotionen, wie Motivation, Freude und Antrieb. Sie werden durch die hohen Entzündungswerte in der Produktion und Verfügbarkeit gestört. Folglich kommt es zu einer Verschlechterung des geistigen Wohlbefindens von CED-Patient:innen und Depressionen können begünstigt werden.

Die Entzündungsprozesse, die sich auf das seelische Befinden auswirken, können wiederum für neue Entzündungen sorgen. Auch bei geringer Entzündungsaktivität kann es so zu  stärkeren Beschwerden kommen. Ein Teufelskreis

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Da psychische Symptome bei CED nicht nur eine psychische, sondern auch eine immunologische und neurologische Komponente haben, können auch Therapien, die die Darmflora stabilisieren oder Entzündungsprozesse reduzieren, nicht nur den Körper, sondern auch den Geist positiv beeinflussen.

Es ist wichtig, sich bei psychische Beschwerden nicht selbst die Schuld zu geben, sondern anzuerkennen, dass diese Teil der CED sein können. Erfahrenen Psychotherapeut:innen können durch Verhaltenstherapien helfen, negative Denkmuster zu hinterfragen und einen besseren Umgang mit der Krankheit zu finden. Stress kann beispielsweise mit Achtsamkeitsübungen entgegengewirkt werden. Diese können den Fokus auf das Hier und Jetzt und weg von den Zukunftssorgen legen. Gleichsam wichtig ist es, trotz Erkrankung soziale Kontakte zu Familie und Freunden nicht abzubrechen.  Selbsthilfegruppen können Trost spenden, um sich mit der CED nicht alleine zu fühlen. Sie bieten die Möglichkeit, neue Bewältigungsstrategien und Anregungen für einen positiven Umgang mit der Krankheit zu schaffen. 

Neben professionellen Behandlungsmöglichkeiten  kann auch regelmäßige Bewegung im Form von Spaziergängen und Yoga-Übungen bei seelischen Beschwerden helfen. Sie können Endorphine freisetzen und Stress abbauen.  

Fazit

Da sich CED und das seelische Wohlbefinden von Betroffenen wechselseitig beeinflussen können, ist es wichtig, psychische Beschwerden als Teil der Erkrankung zu akzeptieren. Obwohl Scham, fehlende Toiletten im öffentlichen Raum, das Gefühl der mangelnden Kontrolle über den eigenen Körper, Schmerzen, Fatique und Ängste vor Krankheitsschüben eine enorme psychisch Belastung sein können, ist es wichtig sich nicht zu isolieren, sondern offen mit der Erkrankung umzugehen und bei Bedarf Hilfe von Familie, Freund:innen, Selbsthilfegruppen oder erfahrenen Psychotherapeut:innen zu suchen. Denn ein stabiles psychisches Wohlbefinden kann den Krankheitsverlauf nicht nur positiv beeinflussen, sondern die Lebensqualität der Betroffenen zusätzlich enorm verbessern.

Quellen:

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