
Lange Zeit galt die Ernährung als weniger relevant für die Behandlung von Patient:innen mit der Diagnose Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. In einer neuen Veröffentlichung der Europäischen Crohn- und Colitis-Organisation (ECCO) wurde die Meinung zur Ernährung bei Menschen mit CED-Diagnose geändert. In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit den verschiedenen Ernährungsempfehlungen basierend auf den von der ECCO vorgelegten Leitlinien. Weitere Informationen können darin gefunden und nachgelesen werden.
Empfohlen werden von der Europäischen Crohn- und Colitis-Organisation folgende Nahrungsmittel und Ernährungsformen: Sie können Remissionen induzieren oder eine bestehende Remission erhalten. Dabei betrachten wir zunächst die Empfehlungen für Morbus Crohn und im Anschluss jene für Colitis ulcerosa.
Ernährungsempfehlung für Morbus Crohn
Bei Morbus Crohn wird eine exklusive enterale Ernährung (EEN) für die Erreichung einer Remission empfohlen. EEN bedeutet, dass die Nährstoffe in einer flüssigen Lösung entweder direkt in den Magen-Darm-Trakt eingeführt oder oral als Trinkmahlzeiten aufgenommen werden – es werden dabei ausschließlich diese flüssigen Nährlösungen konsumiert, keine normalen Lebensmittel. Diese Ernährungsform soll ähnlich wirksam sein wie die Behandlung mit Kortikosteroiden bei Erwachsenen.
Neben EEN gibt es auch die partielle enterale Ernährung (PEN). Dabei wird nur ein Teil des täglichen Kalorienbedarfs durch spezielle Trink- oder Sondennahrung gedeckt, während der restliche Anteil aus ausgewählten, normalen Lebensmitteln besteht. PEN ist somit flexibler im Alltag, liefert aber dennoch gezielt ausgewogene Nährstoffe.
In den ECCO-Leitlinien wird Patient:innen mit Morbus Crohn, die einen milden bis moderaten Krankheitsschub haben, vorgeschlagen, eine PEN-Ernährung mit einer Ausschlussdiät zu kombinieren, um eine Remission zu erreichen.
Eine Ausschlussdiät bedeutet, dass bestimmte Lebensmittelgruppen oder Inhaltsstoffe gezielt weggelassen werden, die bei einzelnen Patient:innen Symptome verstärken oder Entzündungen fördern könnten. Welche Lebensmittel das sind, wird individuell ermittelt – meist unter ärztlicher oder ernährungsmedizinischer Begleitung.
Außerdem kann eine Ernährungsumstellung auf eine PEN-Ernährung zur Erhaltung einer bestehenden Remission beitragen. Erkundige dich am besten bei deinem Arzt oder deiner Ärztin, ob eine solche Ernährungstherapie für dich infrage kommt.
Ein vollständiges Umsteigen auf eine ausschließlich PEN-basierte Ernährung wird bei Morbus Crohn jedoch nicht empfohlen.
Empfehlungen bei der Ernährung für Colitis ulcerosa.
Die mediterrane Ernährungsform, die an vielen Stellen als eine der gesündesten Ernährungsformen angepriesen wird, ist bei der Diagnose einer CED nur eingeschränkt zu empfehlen.
So kann die mediterrane Ernährung vor allem Patient:innen mit Colitis ulcerosa helfen, eine bereits bestehende Remission länger zu erhalten, aber nur, wenn diese in Kombination mit einer medikamentösen Therapie steht. Mediterrane Ernährungsformen werden nicht empfohlen, um eine Remission zu erreichen.
Eine Ernährungsform, die viel rohes und rotes Fleisch beinhaltet, wird bei Patient:innen mit Colitis ulcerosa nicht empfohlen, da diese den Erhalt einer Remission beeinträchtigen könnte. Auch wird der Verzicht auf Milchprodukte bei Colitis Ulcerosa als Induktionstherapie für eine Remission nicht empfohlen, da es keine eindeutige Studienlage dazu gibt.
Der Einsatz von Nahrungsergänzungsmittel in der Ernährung bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
Bei einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) kommt es häufig zu Nährstoffmängeln. Diese können zum einen durch restriktive Ernährungsformen entstehen, zum anderen durch schubartig auftretende Durchfälle, bei denen der Körper wichtige Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente verliert. Deshalb werden in den ECCO-Leitlinien verschiedene Supplemente diskutiert – inklusive klarer Hinweise, wann und wie sie eingesetzt werden können.
Kurkuma darf bei Patient:innen mit Colitis ulcerosa zusätzlich zur Einnahme von Mesalazin als Supplement verwendet werden. Kurkuma enthält den sekundären Pflanzenstoff Curcumin, der entzündungshemmende Eigenschaften haben kann. Allerdings sollte Kurkuma nach Eintritt einer Remission zeitnah wieder abgesetzt werden. Die hochdosierte, langfristige Einnahme kann in seltenen Fällen die Leber belasten und zu anderen Nebenwirkungen führen. Bei Morbus Crohn wird Kurkuma nicht empfohlen, da die Studienlage keine belastbare Aussage zur Wirksamkeit bei der Remissionsinduktion zulässt.
Auch das pflanzliche Präparat Qingdai – aus der traditionellen chinesischen Medizin – wird in den Leitlinien erwähnt. Es wird aus verschiedenen Indigo-Pflanzen gewonnen und untersucht, weil es entzündungshemmende Effekte haben könnte. Bei Patient:innen mit Colitis ulcerosa kann Qingdai helfen, eine bestehende Remission zu erhalten. Aufgrund der möglichen Nebenwirkungen wie Leberschäden oder Veränderungen im Blutbild sollte es jedoch nur zeitlich begrenzt und unter ärztlicher Begleitung eingesetzt werden.
Das können Präbiotika in der Ernährung für dich tun
Präbiotika – also unverdauliche Nahrungsbestandteile wie Inulin oder Oligofruktose, die das Wachstum bestimmter „guter“ Darmbakterien fördern – werden von der ECCO weder für Morbus Crohn noch für Colitis ulcerosa empfohlen, wenn es darum geht, eine Remission zu erreichen oder aufrechtzuerhalten. Sie kommen natürlicherweise in Lebensmitteln wie Chicorée, Zwiebeln oder Knoblauch vor, sind aber auch als Pulver oder Kapseln erhältlich. Laut Studienlage reicht ihr Effekt im Kontext von CED nicht aus, um eine Empfehlung auszusprechen.
Treten bei Menschen mit CED Symptome wie Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung, Blähungen oder Krämpfe auf, kann eine FODMAP-arme Ernährung hilfreich sein. FODMAP steht für „Fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide sowie Polyole“ – das sind bestimmte kurzkettige Kohlenhydrate und Zuckeralkohole, die im Darm leicht vergären. Diese Gärung kann zu den genannten Beschwerden führen. Die FODMAP-arme Ernährung reduziert gezielt Lebensmittel mit hohem FODMAP-Gehalt, darunter einige Obstsorten, Weizenprodukte und Hülsenfrüchte, um den Verdauungstrakt zu entlasten.
Ernährung bei Stoma-Träger:innen und Darmverengung
Dabei wird ein künstlicher Darmausgang angelegt und entzündete Darmabschnitte entfernt. Für die Ernährung nach einer solchen Operation gibt die ECCO derzeit keine konkreten Leitlinien. Es besteht lediglich der Hinweis, dass bei einer sehr ballaststoffreichen Ernährung der Output im Stomabeutel höher sein kann als bei einer ballaststoffärmeren Ernährung.
Auch Verengungen des Magen-Darm-Trakts (Stenosen) können bei einer CED auftreten. Patient:innen mit Morbus Crohn, die zu solchen Verengungen neigen, sollten auf eine ballaststoffarme Ernährung achten. Das kann Komplikationen wie Blockaden oder Schmerzen zu vermeiden. Sprich hier am besten mit deinem Arzt oder deiner Ärztin, ob diese Ernährungsform für dich sinnvoll ist.
Da es durch wiederkehrende Durchfälle während Krankheitsschüben oder durch restriktive Ernährungsformen zu einer unzureichenden Nährstoffaufnahme kommen kann, sollte die Zufuhr von Mikro- und Makronährstoffen bei Personen mit CED-Diagnose regelmäßig überprüft werden. Dabei ist es sinnvoll, neben dem BMI auch die Körperzusammensetzung zu berücksichtigen. Einschätzungen über Individuen sind so zutreffender.
Die ECCO-Leitlinie empfiehlt, regelmäßig folgende Werte zu kontrollieren:
- Hämoglobin
- Vitamin-B9-Versorgung (Folsäure)
- Vitamin-D-Status
- Bei Patient:innen mit veganer Ernährung zusätzlich den Vitamin-B12-Spiegel
Fazit
Jede CED ist individuell – genauso wie die Ernährung, die dich im Alltag unterstützen kann. Die hier vorgestellten Hinweise spiegeln den aktuellen Stand der Wissenschaft wider. Achte darauf, was dir persönlich gut tut und was nicht, um deine Symptome zu lindern und deine Remission zu erhalten.
Sprich über größere Ernährungsumstellungen immer mit deinem behandelnden Arzt oder deiner behandelnden Ärztin. So kann sichergestellt werden, dass sie zu deiner individuellen Situation passen.
Teile gerne in den Kommentaren, welche Erfahrungen du gemacht hast – dein Input kann auch anderen helfen.
Quellen:
Svolos, Vaios and Gordon, Hannah and Lomer, Miranda C E and Aloi, Marina and Bancil, Aaron and Day, Alice S and Day, Andrew S and Fitzpatrick, Jessica A and Gerasimidis, Konstantinos and Gkikas, Konstantinos and Godny, Lihi and Hedin, Charlotte R H and Katsanos, Konstantinos and Narula, Neeraj and Russell, Richard K and Sarbagili-Shabat, Chen and Segal, Jonathan P and Sigall-Boneh, Rotem and Sokol, Harry and Wall, Catherine L and Whelan, Kevin and Wine, Eytan and Yanai, Henit and Hansen, Richard and Halmos, Emma P; ECCO Consensus on Dietary Management of Inflammatory Bowel Disease; Journal of Crohn’s and Colitis; 10.1093/ecco-jcc/jjaf122; 2025.